Geschlechtsspezifische Kommunikation

Veröffentlicht am 5. April 2025 um 06:22

Liebe Leserinnen, liebe Leser, 

in diesem Artikel möchte ich Ihnen das Phänomen der unterschiedlichen Kommunikation zwischen Männern und Frauen verdeutlichen.  
Die Missverständnisse, die sich aus diesen Unterschieden ergeben können, sind Teil der Lebenserfahrungen, denen jede*r von uns bereits in vielen Situationen, Filmen und/oder Büchern begegnet ist. Dabei lassen sich jedoch keine pauschalen Aussagen treffen, denn jeder Mensch ist anders.  

Trotz des wachsenden Anteils von Frauen im beruflichen Kontext ist geschlechtsspezifische Kommunikation (noch) kaum ein Thema. Häufig arbeiten Frauen eher mit Frauen (z. B. in Pflegeberufen) und Männer eher mit Männern (z. B. in Handwerksberufen).

Aufgrund dessen, dass sich dieser Anteil jedoch stetig verändert, kann es zukünftig im beruflichen Kontext auch zur Häufung von Missverständnissen und Störungen in der Kommunikation zwischen Männern und Frauen kommen.

Denn Männer und Frauen kommunizieren auf unterschiedliche Arten. 

Um diese Unterschiede zu verdeutlichen, ziehen wir das Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun heran, nach dem eine Nachricht auf vier Ebenen gesendet und ebenso empfangen werden kann. Hier kommunizieren Männer eher auf der Sachebene, während Frauen stärker auf der Beziehungsebene agieren.  
Berichtet beispielsweise eine Frau einem Mann von einem Streit mit einer Kollegin, wird der Mann das Problem auf der Sachebene lösen wollen – etwa indem er empfiehlt, die Kollegin an den*die Chef*in zu verweisen, um den Sachverhalt zu klären. Die Frau hingegen möchte den Konflikt auf der Beziehungsebene lösen, indem sie sich mit Freund*innen austauscht und intensive Gespräche über den Streit führt. Ihr Ziel ist es dabei, Übereinstimmung und Zustimmung zu finden und dadurch Unterschiede zu minimieren.  
In diesem Fall führt der Vorschlag des Mannes, den Konflikt sachlich über den*die Chef*in zu klären, dazu, dass sich die Frau unverstanden fühlt und das Gespräch – zum Unverständnis des Mannes – abbricht. Der Schlüssel wäre hier Intimität, also eine vertrauliche Behandlung des Konflikts und die empathische Zustimmung zur Sichtweise der Frau. Frauen erleben in der Kommunikation eine tiefe Zufriedenheit im Teilen und Mitteilen, wobei die Qualität der Beziehung eine große Rolle spielt. In unserem Beispiel suchte die Frau daher eine*n einfühlsame*n Zuhörer*in, der*die ihre Gefühle teilt – nicht einen sachlichen Ratschlag. Hier geht es also nicht um die Lösung des Konflikts, sondern um das Verständnis und die Verbesserung der Beziehungen zu anderen Kolleg*innen.  

Männer hingegen fühlen sich in Konfliktsituationen in ihrer Zielerreichung und ihrem Status bedroht. Während für Frauen Intimität der Schlüssel zu einer erfolgreichen Kommunikation ist, spielt für Männer Unabhängigkeit eine zentrale Rolle für ihr Selbstbewusstsein. Ihr Selbstvertrauen speist sich hierbei aus der Fähigkeit, Probleme eigenständig zu lösen und Konflikte möglichst unkompliziert und einfach zu bewältigen.  
Dies erklärt auch, warum Männer in unserem Beispiel den Konflikt lieber auf eine höhere Hierarchieebene weitergeben, anstatt sich in langwierige Gespräche über persönliche Gefühle zu vertiefen. Da Hierarchie und Status für sie eine wichtige Rolle spielen, wird das Problem „einfach“ an den*die Vorgesetzte*n abgegeben.  

Um zukünftig in Organisationen und Teams nicht aneinander vorbeizureden oder Informationen auf unterschiedlichen Ebenen zu kommunizieren, ist es essenziell, über die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Kommunikation aufzuklären – und so Missverständnisse zu vermeiden; aber auch, um die Effizienz eines Teams- und damit einer gesamten Organisation zu erhöhen und sicherzustellen.

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