
Liebe Leserinnen und Leser,
kennen Sie das: Sie hören dem*der Kund*in geduldig zu und warten, bis Sie endlich (wieder) zu Wort kommen; doch der*die Kund*in redet und redet, ohne ein Ende in Sicht?
Kennen Sie?
Dann kennen Sie sicher auch die Grenzen Ihrer Glaubenssätze: „Es ist unhöflich, sein Gegenüber zu unterbrechen!“, „Wir sollten unser Gegenüber immer ausreden lassen!“
Doch nun stehen Sie immer noch da und hören aufmerksam zu.
Stopp – denn lange Monologe gibt es nur, weil es Menschen gibt, die über ihre Grenzen hinaus zuhören.
Nicht Sie sind unhöflich! Vielmehr ist es die Plaudertasche, die den ganzen Raum mit ihrem Redeschwall einnimmt. Ohne Unterbrechung zu reden stellt ein wirkungsvolles Machtmittel dar, um die eigene Person in den Mittelpunkt zu stellen, um Diskussionen zu vermeiden, um Unsicherheiten zu vertuschen oder sich in langen Monologen der Selbstdarstellung hinzugeben. Doch hinter jedem Monolog steckt ein Bedürfnis. Darum sollte nicht jede Plaudertasche unterbrochen werden! Bei andauernden Wiederholungen, Detailverlorenheit, Selbstdarstellungen oder Themenabweichungen sollten Sie jedoch eingreifen. Hierbei ist es zunächst wichtig, Ihre Glaubenssätze nochmals zu überdenken. Ihnen muss bewusst werden, dass der Plaudertasche diese Regeln völlig egal sind.
Verändern Sie Ihre innere Haltung, denn Sie wollen weiterkommen.
Zudem stellt eine Unterbrechung die einzige Möglichkeit dar, die Plaudertasche zum Schweigen zu bringen, um selbst (wieder) zu Wort zu kommen. Haben Sie dies erkannt, ist es an der Zeit zu handeln. Denn die Plaudertasche mag vielleicht intelligent sein und ihr Geschwafel in einigen Bereichen sogar sehr hilfreich; aber in Ihrem Bereich sind Sie der*die Expert*in.
Achtung! Ein „Ja, aber…“ provoziert die Plaudertasche, noch lauter weiterzureden. Achten Sie deshalb zunächst auf Ihre Körperhaltung. Wahrscheinlich besteht direkter Blickkontakt, Ihr Kopf ist zur Seite geneigt, der Mund leicht geöffnet und Sie erwischen sich dabei, wie Sie zustimmend mit dem Kopf nicken! Dazu noch ein „Ah“ und „Oh“ – und der Redefluss der Plaudertasche kommt so richtig in Fahrt.
Zeit zum Handeln!
So schwer es Ihnen nun auch fällt, bewegen Sie den Kopf in eine gerade Position, schließen Sie den Mund, wenden Sie Ihren Körper ab und signalisieren Sie der Plaudertasche, beispielsweise durch eine abschließende Hand- oder Kopfbewegung, dass Sie alles verstanden haben.
Geschafft – die Plaudertasche ist sichtlich irritiert – redet aber trotzdem weiter.
Mit der anschließenden Nennung des Namens, horcht im Normalfall auch die hartnäckigste Plaudertasche auf und hält inne. Haben Sie keinen Namen, kann es hilfreich sein, das Gesagte zu paraphrasieren. Hierbei wiederholen Sie das Gesagte – wodurch die Plaudertasche (im Idealfall) anfängt zu reflektieren. Hilft auch das nicht, kann als letztes Mittel ein vorgetäuschtes Schnäuzen der Nase eine Unterbrechung erzwingen.
Nun gut – Stille. Doch keine Zeit zum Durchatmen! Offene Fragen kosten jetzt nur wertvolle Zeit. Stellen Sie stattdessen geschlossene Fragen, die die Plaudertasche nur mit einem „Ja“ oder „Nein“ beantworten kann, und übernehmen Sie die Gesprächsführung.
Zeit für ein Lob.
Ja, Sie haben richtig gelesen: „Ein Lob!“ Ein Lob für das, was die Plaudertasche gesagt hat, um im eigenen Interesse fortzufahren. Das könnte beispielsweise so aussehen: „Da haben Sie etwas sehr Wichtiges angesprochen; hierzu würde ich gerne noch etwas anmerken.“ oder „Gut, dass Sie das erwähnt haben; aber um auf den Grund Ihres Besuchs und Ihr Problem zurückzukommen…“
Da freut sich die Plaudertasche – und Sie können Ihr Gespräch endlich weiter fortführen.